"Kein Grund zu bleiben, ist der beste Grund zu gehen."

Was Roland Kaiser mich über Trennungen gelehrt hat

Diesen Sommer fand ich mich auf einem Roland Kaiser Konzert in Hamburg wieder. Wie genau ich dort gelandet bin, bleibt mein Geheimnis – so viel sei verraten: Manchmal führt einen das Leben an ziemlich unerwartete Orte mit ganz wunderbaren Menschen. Und da stand ich nun, zwischen all den schunkelnden Schlagerfans, obwohl ich eigentlich kein großer Freund des Genres bin.

Als dann der Refrain „Kein Grund zu bleiben, ist der beste Grund zu gehen“ erklang, ließ dieser mich an meine Arbeit denken. Während um mich herum alle mitsangen, kam ich ins Grübeln: „Das ist doch mal ein Gedanke. Recht hat der Mann, oder?“

Als Scheidungsanwalt sehe ich täglich, wie Menschen an den Punkt kommen, an dem sie glauben, dass die Trennung die einzige Lösung ist. Doch seien wir ehrlich: Scheidungen sind selten ein freudiges Ereignis – sie sind oft einfach nur traurig. Es geht nicht nur um das Ende einer Beziehung, sondern auch um den Verlust von Sicherheit, Vertrauen und oftmals auch der finanziellen Stabilität. Die emotionalen und rechtlichen Konsequenzen sind weitreichend und sollten nicht unterschätzt werden.

Oftmals spielt dabei der Gedanke eine große Rolle, dass „das Gras auf der anderen Seite grüner ist“. In schwierigen Phasen der Ehe scheint es manchmal, als wäre ein neues Leben ohne den Partner die bessere Option. Doch dieser Eindruck kann täuschen. Was im ersten Moment wie die Lösung aller Probleme wirkt, kann am Ende genauso viele neue Herausforderungen mit sich bringen. 

Deshalb rate ich meinen Mandanten immer klipp und klar: Eine Trennung sollte nicht der erste Schritt sein, besonders wenn noch Gemeinsamkeiten, ein Fundament vorhanden sind. Ja, das sage ich als Scheidungsanwalt. In solchen Fällen rate ich eher zu einer Paartherapie. Manchmal gibt es noch Wege, die Beziehung zu retten – und das sollte man nicht leichtfertig übersehen. Eine Ehe ist schließlich eine langfristige Partnerschaft, die Zeit und Mühe erfordert, um schwierige Phasen zu überwinden. Natürlich gibt es Ausnahmen, etwa bei Gewalt in der Ehe, wo das Wohl des Betroffenen an erster Stelle steht und schnelle Maßnahmen notwendig sind.

Bevor Sie jetzt vorschnell Ihre Koffer packen: Denken Sie daran, dass eine gut durchdachte Trennung genauso wichtig ist wie die Entscheidung zu bleiben. Es ist essenziell, sich der rechtlichen Konsequenzen bewusst zu sein – sei es bei der Aufteilung des Vermögens, der Berechnung von Unterhaltsansprüchen oder der Regelung des zukünftigen Alltags. 

Als Ihr Anwalt stehe ich Ihnen für eine umfassende rechtliche Beratung jederzeit zur Verfügung – und zwar am besten noch bevor Sie den Schritt der Trennung wagen. Denn wer gut informiert ist, trifft die besten Entscheidungen, egal ob es darum geht, das Bestehende zu retten oder ein neues Kapitel zu wagen.

Und falls Sie doch mal unerwartet auf einem Schlagerkonzert landen – wer weiß, vielleicht inspiriert es Sie ja genauso wie mich...

Oldenburg, August 2024